Vorsitzender Hans Wester wird 60 Jahre alt

Unsere Siebenbürgischen Gemeinden haben zu allen Zeiten ihre eigenen Persönlichkeiten hervorgebracht. Sie waren und sind in der Tradition der Mütter und Väter, Großmütter und Großväter verankert, werden in Ämter der Kirche oder der Kommune berufen, in denen sie Verantwortung übernehmen und mit ihren Gaben vielfältig der Gemeinschaft dienen. Wenn ich in diesen hergebrachten Strukturen an Hans Wester denke, der am 1. August seinen 60. Geburtstag feiert, dann drängt sich mir das Bild eines Gemeindekurators oder Kirchenvaters auf, der mit Vorbildfunktion seine Aufgaben in der Gemeinde wahrnimmt, für Zusammenhalt und Treue zu ihrer Volkskirche einsteht und den Dienst am nächsten in Auge hat.

Vorsitzender Hans Wester

Wester wurde in Stein bei Reps geboren, ist dort aufgewachsen und erlebte eine Kindheit und Jugend, die von der Nachkriegszeit geprägt und von deren entscheidenden Veränderungen in wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereich bestimmt war. Armut und politische Einengung aber waren kein Hindernis für eine Dorfgemeinschaft, Tradition zu pflegen und auch Feste zu feiern. Hans Wester wollte Lehrer werden, doch löste sich 1954 das Lehrerseminar in Schäßburg auf, so dass sein beruflicher Werdegang einen ganz anderen Verlauf nahm. Er hat diese biographische Kurskorrektur angenommen und ist seinen beruflichen Aufgaben sowohl in Siebenbürgen als auch nach seiner Aussiedlung in Deutschland, hier in der Industrie, stets mit Hingabe und sichtbarem Erfolg nachgekommen.

Im Jahre 1974 kam Wester mit Frau und zwei Söhnen nach Mannheim, wo sie ganz schnell Fuß fassten und sich ein neues Zuhause schufen. Sie führen ein offenes und gastfreundliches Haus. In der Umbruchsituation, in der vor allem Neuorientierung in einem unbekannten gesellschaftlichen Umfeld nötig war, suchte Hans Wester die Gemeinschaft und fand gleich Anschluss an die Landsmannschaft, in die er sich von Anfang an zusammen mit seiner Frau aktiv einreihte. Zunächst war er stellvertretender Vorsitzender und ist seit 1984, mit einer Unterbrechung von drei Jahren, bis heute Vorsitzender der Kreisgruppe. In vielen Gesprächen wurde deutlich: Hans Wester braucht die Gemeinschaft, und die Gemeinschaft braucht ihn. Unzählige Veranstaltungen und Begegnungen hat er organisiert und immer mit viel Erfolg durchgeführt. Oft erreichte er die kräftemäßigen und zeitlichen Möglichkeiten. Doch er verstand es gleichzeitig, zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, um aus freundschaftlicher Verbundenheit Geplantes zu vollbringen. Höhepunkte waren die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage in Mannheim, Tage der Begegnung zu Jubiläen der Landsmannschaft, die Einrichtung einer Bauernstube, die Aufführung des Mundartstückes „Am Ihr uch Gläck“ und vieles andere mehr. Wester hat das Selbstverständnis der Kreisgruppe geprägt, weil sein Herz dafür schlägt. Es ging und geht ihm bei seinem Engagement nicht um die Schaffung einer rückwärtsgewandten Kuschelecke, sondern um konkrete Hilfestellung für die Landsleute im integrativen Prozess der Neuzugezogenen, aber auch derer, die schon lange Zeit hier sind und so manche Hürde immer noch nicht überwunden haben. Er suchte die Verbindung zu den Behörden und hielt das Interesse der Öffentlichkeit für die Belange der Spätaussiedler wach. Das kostete oft viel Mut und großen Aufwand. Dabei aber kamen ihm seine eigenen Berufserfahrungen in einem Mannheimer Großkonzern zugute. Sinn für soziale Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Benachteiligungen bestimmten seine Paketaktionen nach Siebenbürgen in den achtziger Jahren genau so wie nach der Wende, als Hilfe noch dringender nötig wurde.

Die Ehrungen der Landsmannschaft durch das Silberne und Goldene Ehrenwappen waren dank und Anerkennung für seine Leistungen, Dass ihm jedoch einfach alles gelang, war nicht zuletzt auch dadurch möglich, dass seine Anni ihm stets zur Seite gestanden und alle Belastungen mitgetragen hat. Wir wünschen Hans Wester auch weiterhin Gesundheit, Kraft und Ausdauer in seinem wichtigen Amt und zu seinem Geburtstag, ihm und seiner Familie, die Liebe, Güte und den Segen Gottes“.

von Hermann Schuller