Dialekt-Veranstaltung mit Prof. Heinz Acker und Annette Königes

 Am Sonntag, dem 21. August 2011 fand im Rahmen des Ludwigshafener Kultur-Sommers eine ganztägige Dialektveranstaltung an der Konzertmuschel im Ludwigshafener Ebertpark statt. Der Veranstalter, die Initiative Buchkultur, und seine Kooperationspartner, die sich seit Jahren mit interessanten Aspekten zum Thema Sprache und Literatur beschäftigen, hatten durch Prof. Heinz Acker auch die Kreisgruppe Mannheim-Heidelberg eingeladen, bei der Veranstaltung mit dem Motto „Dem Volk aufs Maul geschaut“ mit einem eigenen Stand, kulturellen Beiträgen sowie siebenbürgischen Spezialitäten mitzuwirken:

Mittelhochdeutsche Lyrik von Walther von der Vogelweide, Einlagen auf Schwäbisch, Niederbayerisch, Jiddisch und Pennsylvanisch-Deitsch waren zu hören. Prof. Michael Erbe trug das Prosastück „Ein älterer, aber leicht besoffener Herr“ von Kurt Tucholsky mit Berliner Dialekt vor. Shakespeare-Sonette wurden in pfälzischem Dialekt zum Besten gegeben von Herrn Prof. Michael Gassenmeier, alias „Mischel Meier vun der Gass“. Für viele Siebenbürger und Siebenbürgen-Kenner war der informative und gleichermaßen unterhaltsame Auftritt von Prof. Heinz Acker und Annette Königes sicherlich einer der Höhepunkte des Sommerfestes. Unter dem Titel „Et såß e klī wäld Vijelchen“ (Es saß ein klein wild Vöglein) stellten sie die siebenbürgisch-sächsische Mundart in Wort und Musik vor.

Eingangs brachte Prof. Acker einen Abriss über die Entstehung der siebenbürgisch-sächsischen Nation und zeigte Gemeinsamkeiten des siebenbürgischen Dialektes mit dem Luxemburgischen auf, als zwei Dialekte, die sich seit dem Mittelalter sprachlich kaum weiter entwickelt haben.

Die Darbietung von Prof. Heinz Acker (Moderation, Klavier) und der Sängerin Annette Königes auf dem Freigelände vor der Konzertmuschel war gut vorbereitet – es wurden zweisprachige Text-Blätter mit den Liedtexten in siebenbürgisch-sächsischer und hochdeutscher Textfassung verteilt – so dass die über hundert Zuhörer den Liedtexten gut folgen, bzw. mitsingen konnten und die Texte und Interpretation verständlich wurden.

Gemeinsam haben die beiden Künstler einige der schönsten sächsischen Lieder, in einer eigens für diesen Anlass von Prof. Acker erstellten Bearbeitung für Klavier und Gesang, vortragen: „De Bånk“, „Mēdche, wält t’en Kanter niën?“ (siebenbürgisches Scherzlied) sowie „Et såß e klī wäld Vijelchen“. Eine optische Bereicherung des Bühnenbildes stellte das sächsische Trachtenpaar, Susi und Mathias Weber dar: die Trachtenelemente wurden dargestellt mit besonderem Augenmerk auf „Heftel“/Brustbrosche, den Borten und den kunstvollen Gürtel, die man so ähnlich bei der berühmten Stifterfigur „Uta von Naumburg“ wieder findet, deren Darstellung aus der Zeit um 1200 stammt. Für das siebenbürgische Scherzlied zog Heinz Acker selbst einen Kirchenpelz über.

Viele Landsleute, darunter Dekan i.R. Hermann Schuller, der Vorsitzende des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und unser Landesvorsitzende Alfred Mrass, wollten sich diesen Kulturnachmittag nicht entgehen lassen und waren begeistert von diesem Auftritt. Viele begeisterte Reaktionen wurden persönlich an beide Interpreten herangetragen. Erfreulich war, dass so viele Siebenbürger da waren und noch mehr, dass die „Hiesigen“ ein so starkes Interesse an der Darbietung gezeigt haben. Ein großer Dank gilt dem siebenbürgischen Metzger Hans Sonntag, der mit einer starken Mannschaft aus Untereisesheim gekommen war, um Spezialitäten aus der alten Heimat für die vielen Besucher unter freiem Himmel zu grillen. Diese haben auch vielen Nicht-Siebenbürgern gut gemundet.

Insgesamt war es ein gelungenes Fest und ein toller Rahmen, in dem Prof. Heinz Acker und Sängerin Annette Königes unsere Mundart als einen hochinteressanten Ableger der deutschen Dialektlandschaft darstellten und in einem Mix von Informativem mit Unterhaltsamem auf unsere Sprache und Wesensart aufmerksam machten. Ein herzlicher Dank gilt allen Mitwirkenden.

Von: Hans-Holger Rampelt