Eröffnung

Am 1. Dezember 2008 fand in festlichem Rahmen die Eröffnung der Dauerausstellung „Deutsche Kultur in Siebenbürgen“ statt. Der schön geschmückte Festsaal des Rathauses Mannheim-Neckarau war voll besetzt, und auch im Foyer verfolgten zahlreiche Gäste das Programm, darunter drei Trachtenpaare und ein kleines Mädchen in Tracht, die allerseits bewundert wurden. Der feierliche Ausstellungsauftakt stand unter der Schirmherrschaft des Mannheimer Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz.

Der Kreisvorsitzende Hans-Holger Rampelt hieß die vielen Fest- und Ehrengäste herzlich willkommen und begrüßte namentlich den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, sowie den Oberbürgermeister der Stadt Weinheim, Heiner Bernhard, deren An­wesenheit das Interesse der Kommunen der Metropolregion an den Siebenbürger Sachsen bestätigte. Herzlich begrüßt wurden auch der Vorsitzende des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen, Dekan i.R. Hermann Schuller, der Vor­sitzende der Landesgruppe Baden-Württem­berg, Alfred Mrass, der aus Temeswar gebürtige BdV-Vorsitzende des Kreisverbands Heidel­- berg, Franz Anton Pitronik, Altstadtrat Chris­tian Helmut Wetzel, die Vertreter der Presse sowie das Karpaten-Orchester aus Heilbronn unter der Leitung von Uwe Horwath, das diesen Festakt musikalisch umrahmte.

Feierliche Eröffnung der Dauerausstellung im Festsaal des Rathauses: Mannheims Oberbür­ger­meister Dr. Peter Kurz (Mitte) neben dem Kreisvorsitzenden Hans-Holger Rampelt (links) und dem Ehrenvorsitzenden Johann Wester. Foto: Heike-Julia Rampelt

Hans Rampelt dankte allen Vorstandsmit­glie­dern und den Helfern, die in der Aus­stellungs­doku­mentation alle namentlich aufgeführt sind, allen voran dem Ehrenvorsitzenden Johann Wester und seiner Gattin Anni, die als treibende Kraft die Renovierung vorangebracht und die Ausstellung künstlerisch gestaltet haben.

In seinem Grußwort stellte der erste Bürger der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, die große Resonanz dieser Ausstellung fest und begründete seine Bereitschaft für die Übernahme der Schirmherrschaft für diesen Ausstellungs­auf­takt damit, dass dies ein Anlass sei, die Kultur der Siebenbürger der Öffentlichkeit zu zeigen sowie auch um Dank zu sagen für die große Integrationsleistung und das Engagement der Siebenbürger Sachsen in der deutschen Gesell­schaft. Weiterhin zitierte er die sechste Strophe des Siebenbürgen-Liedes und stellte fest, dass der Text auch auf Mannheim zutreffe, da hier ebenfalls verschiedene Volksgruppen mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen gut miteinander auskommen.

Blick in die Siebenbürgische Dauerausstellung im Rathaus Mannheim Neckarau.

Alfred Mrass, Vorsitzender Landesgruppe Baden-Württemberg und Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, gratulierte der Kreisgruppe zur gelungenen Ausstellung siebenbürgischer Wohnkultur. Für weitergehendes Interesse verwies er auf die siebenbürgischen Kultureinrichtungen in Gundelsheim. Bezüglich der Plakate mit unseren Kirchenburgen hob Mrass hervor, dass die Siebenbürger in Siebenbürgen Großes vollbracht hätten und stolz darauf seien: Dank der befestigten Kirchenburgen konnten sie 300 Jahre lang Türkeneinfälle abwehren, was hier in der Öffentlichkeit wenig bekannt sei. Er dankte dem Oberbürgermeister und den Stadträten für die kostenlose Bereitstellung der Räume im Rathaus und lobte die handwerkliche und künstlerische Leistung der Aussteller und der vielen Helfer. Mrass und Altstadtrat Wetzel wünschten der Ausstellung viele Besucher, wobei Letzterer der Kreisgruppe ein Geschenk für die Ausstellung überreichte: ein Weberschiff aus Sachsen (Zwickau).

Das letzte Grußwort sprach der Vorsitzende des BdV-Kreisverbands Heidelberg, Franz Anton Pitronik. Der gebürtige Temeswarer überreichte der Kreisgruppe zur Ausstellungseröffnung ein Buch über die Integration der Heimatvertriebenen in der Rhein-Neckar-Region nach 1945 (Christian Jung: „Ankunft im Ungewissen“).

Nach einem sächsischen Liederpotpourri des Karpatenorchester Heilbronn folgte die Festansprache des Ehrenvorsitzenden Johann Wester, der mit der Definition von Kultur ins Thema einstieg und nach einem geschichtlichen Überblick über Brauchtum, Wohnkultur und siebenbürgische Volkskunst sprach. Er beschrieb vor allem die Kirchentrachten, den unterschiedlichen Kopfschmuck bei Mädchen und Frauen und sprach über die siebenbürgische Mundart.

Dekan i. R. Hermann Schuller dankte dem Mannheimer Oberbürgermeister für die Aufmerksamkeit, die er der kleinen Gruppe der Siebenbürger Sachsen entgegenbringt. Er sprach den europäischen Grundgedanken an, den großen Versöhnungsprozess. Es sei noch ein langer Weg zueinander, doch nur so gebe es Zukunft, die gemeinsam gestaltet werden müsse. Nach einer Ouvertüre bedankte sich der Kreisvorsitzende bei allen Beteiligten und besonders beim Orchester für die musikalische Umrahmung der Festveranstaltung und lud zum Empfang im Foyer bei Sekt und siebenbürgischen Spezialitäten ein, die von den Vorstandskolleginnen und Helferinnen gespendet wurden. Selbstge­backene Hanklich, Nussstriezel, Hörnchen, Grammelpogatschen, Salzstangen und vieles mehr servierten die Trachtenträgerinnen und -träger. Bei den anschließenden Gesprächen in lockerer Atmosphäre gab es viel Lob seitens der Festgäste für die gute Organisation und die Rednerbeiträge, die Trachten sowie die hervorragende Bewirtung. Am meisten wurde natürlich die Ausstellung gelobt: die einzigartige Leistung von der Renovierung bis zur Einrichtung. Die Öffnungszeiten unserer Dauerausstellung (Rheingoldstraße 14, Mannheim- Neckarau) werden an die Öffnungszeiten des Heimatmuseums des Vereins „Geschichte Alt-Neckarau“ angepasst: ab Januar 2009 jeden letzten Sonntag im Monat von 14 – 17 Uhr.

Ilse Rampelt

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Wie kam es zur Gründung des Siebenbürgisch Sächsischen Heimatmuseums

im Rathaus Mannheim Neckarau?

Nachdem die Siebenbürgisch Sächsischen Kulturtage im März 1987 in Mannheim mit einem Mammutprogramm, das über drei Wochen ging und ca. 15.000 Besucher verzeichnete und bei der Bevölkerung Mannheims und des Rhein-Neckar-Kreises einen besonderen Eindruck hinterlassen hatte, stattgefunden hatten:

  • Eröffnungsfeier im Kurfürstlichen Schloss Mannheim
  • Festgottesdienst in der Trinitatiskirche
  • Vorführung von drei Filmen über Siebenbürgen
  • Ausstellungen in der: Stadtsparkasse Mannheim, Bank für Gemeinwirtschaft, Landeskommunalbank, Stadtbücherei
  • Mannheim – Vogelstang und im Kaufhaus Hertie
  • Eine Woche lang: Kunsthandwerk in Siebenbürgen mit Vorführung sowie Siebenbürgisch Sächsische Küche im Restaurant Hertie
  • Vorführung des Theaterstückes „OSKAR“ durch die Strasserbühne
  • Zwei Vorträge in der Kunsthalle Mannheim
  • Das Konzert in der Christuskirche
  • Vortrag „Das Siebenbürger Märchen“ „Bunter Abend“ im Kulturhaus Mannheim – Käfertal mit Paul Rampelt, ergab sich die Frage von selbst, ob die Kreisgruppe Mannheim-Heidelberg nicht ein Siebenbürgisch Sächsisches Heimatmuseum einrichten sollte.

Daraufhin führten wir in den Jahren 1987 bis 1989 Gespräche mit dem damaligen Kulturbürgermeister der Stadt Mannheim, der Möglichkeiten sah, dafür einen Platz im Reißmuseum Mannheim zu bekommen. So begannen wir siebenbürgische Trachtenstücke, Schmuck und vieles mehr zu kaufen. Die passenden Möbel fanden wir in einigen Ortschaften von Rheinland Pfalz und Odenwald. Unter der Anleitung von Frau Grete Schiffbäumer haben – Traute Schuller, Jutta Kelp, Barbara Hamsea, Anni und Hans Wester die Möbel, die wir vorher ablaugen ließen, mit Original Motiven aus Siebenbürgen bemalt. Die Motive der ausgestellten Möbel stammen, bis auf den Schrank / Patrizier Barockschrank aus Hermannstadt, aus der Repser Gegend: Deutsch Weißkirch, Stein, Katzendorf, Meeburg und Draas.

Als wir alle Ausstellungsexponate beisammen hatten, war dann doch kein Platz im Reißmuseum. Danach kontaktierten wir die Heimatmuseen in den Stadtteilen Mannheims, was aber zu keinem Ergebnis führte. Da die Kreisgruppe nun im Besitz von vielen Siebenbürgischen Exponaten war, konnten wir am 01. März 1990 in der Bezirkssparkasse Schwetzingen und vom 9. Mai bis Ende August 1990 im Antiquitätengeschäft Hartmann in Mannheim, die Ausstellung „Deutsche Kultur in Siebenbürgen“ der breiten Öffentlichkeit präsentieren.

Im selben Jahr wurde in Ilvesheim ein neues Heimatmuseum gegründet. Da die Ilvesheimer aber noch nicht genügend Ausstellungsexponate besaßen, richteten wir im Januar 1991, auf Vermittlung der damaligen Direktorin des Reißmuseums – Frau Dr. Karin von Welck, die Ausstellung „Deutsche Kultur in Siebenbürgen“ in den schönsten Räumen des Heimatmuseums Ilvesheim ein, die jeden zweiten und vierten Samstag im Monat besichtigt werden konnte.

Vier Jahre später bauten wir die Ausstellung ab, weil erstens, die Ilvesheimer inzwischen selbst viele Gegenstände gesammelt hatten und den Platz dafür brauchten und zweitens, weil wir mit dem Theaterstück „Am Ihr uch Gläck“ / „Um Ehre und Glück“ drei Jahre lang auf Tournee gingen und die Möbel sowie verschiedene Exponate für die Bühneneinrichtung benötigten.  Anschließend fanden die Möbel eine Bleibe in den Räumen der Markuskirche Mannheim und die anderen Gegenstände bei uns zu Hause.

Wir gaben aber nicht auf nach Räumlichkeiten zu suchen. Sogar den damaligen Mannheimer Dekan Herrn Gernot Ziegler schrieb ich an uns bei der Suche nach geeigneten Räumen, im Bereich der Ev. Kirchengemeinde Mannheim, behilflich zu sein, um ein siebenbürgisch sächsisches Heimatmuseum einzurichten. Was auch zu keinem Erfolg führte. Die Suche ging also weiter und die Kulturbürgermeister von Mannheim und Heidelberg sahen keine Möglichkeit passende Räumlichkeiten für unser Heimatmuseum zu finden.

In den folgenden Jahren ergaben sich Änderungen im Rathaus Mannheim Neckarau. Die Polizei zog in ein neues Haus um und es wurden mehrere Räume frei. Daraufhin schrieb ich mehrmals an den Vorstand des Vereines „Geschichte Alt Neckarau“, die in den Räumen im Hinterhof schon ein Heimatmuseum eingerichtet hatten, ob es nicht irgendwie möglich wäre, dass wir unser Kulturgut in den frei gewordenen Räumen ausstellen könnten. Leider ohne Erfolg.

Weil ich das alte Rathaus in Neckarau weiterhin als den bestgeeigneten Platz für unser Siebenbürgisches Kulturgut hielt, rief ich im Dezember 2007 Herrn Christian Helmut Wetzel – den neu gewählten Vorsitzenden des Vereins Geschichte Alt-Neckarau e.V. – in dieser Angelegenheit an. Daraufhin sagte er mir, wir sollten einen schriftlichen Antrag an ihn schicken, er würde sich bei der Stadt Mannheim für unseren Vorschlag einsetzen.

Den Antrag, unterzeichnet von Hans Rampelt und mir, haben wir dann am 09. Januar 2008 abgeschickt. Nach kurzer Zeit teilte uns Herr Wetzel mit, dass es möglich sei und wir vereinbarten einen Termin für die Besichtigung der Räume, die sich im zweiten Stock des Rathauses befinden. Wir einigten uns für eine ehemalige Wohnung, mit Flur und drei Zimmern mit Gauben zur Rheingoldstrasse. Die Räume waren sehr renovierungsbedürftig, was uns aber nicht davon abhielt mit der Arbeit zu beginnen.

Hans Wester